1947 - Einweihung erste Gedenkstätte Neue Bremm

Die Einweihungsfeier auf dem großen Platz
© Gedenkstaette-1947_1_INB Mit freundlicher Genehmigung der Initiative Neue Bremm

Die Schrecken des Nationalsozialismus gingen auch an den Menschen im damaligen Saargebiet nicht spurlos vorbei. Vor allem französischstämmige politische Feinde des Regimes wurden in das als Übergangslager konzipierte Gestapo-Lager Neue Bremm nach Saarbrücken verbracht. Um an diesen menschenunwürdigen Ort und seine Opfer zu erinnern, errichtete die französische Militärregierung zusammen mit ehemaligen Inhaftierten dort am 11. November 1947 eine Gedenkstätte.

By Zeitzeug:innen

1940 als Barackenlager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter errichtet, wurde das Lager "Neue Bremm" 1943 als erweitertes Polizeigefängnis der nationalsozialistischen Geheimen Staatspolizei (Gestapo) errichtet und bestand bis Ende 1944. In diesem kurzen Zeitraum waren circa 20.000 Menschen in dem als Gestapo-Lager bezeichneten Komplex, der ein Männer- und ein Frauengefängnis umfasste, inhaftiert. Zeitzeug:innengespräche und persönliche Aufzeichnungen von ehemaligen Inhaftierten belegen heute, dass der Aufenthalt mit zu den schrecklichsten Tagen ihres Lebens gehörte. Unter den politischen Gefangenen waren vorwiegend Menschen aus Frankreich, die dem Widerstand angehörten, Jüdinnen und Juden sowie Kriegsgefangene aus dem Osten. Ende 1944 wurde das Übergangslager vollständig evakuiert, die Inhaftierten wurden in Konzentrationslager deportiert.

Als nach Kriegsende 1945 das französische Militär die Verwaltung des Saargebiets übernahm, waren nur noch die Überreste der Häftlingsbaracken vorgefunden worden. Wahrscheinlich hatte die Bevölkerung im Zuge der Brennholz- und Baumaterialnot das Holz der leer stehenden Baracken entwendet.

Damit das Lager und die dort begangenen Schrecken nicht in Vergessenheit geieten, sollte auf Initiative ehemaliger Häftlinge und der französischen Militärregierung eine Gedenkstätte entstehen. Der ungarisch-französische Architekt André Sive wurde damit beauftragt einen Entwurf für ein Denkmal anzufertigen. Nach seinen Ideen enstand dort eine 30 Meter hohe Stele in Form eines Bajonettes, die bis heute in den Straßenverkehr mit einbezogen ist, zudem wurde eine Gedenktafel in französischer Sprache installiert.

Am 11. November 1947 weihte die französische Militärregierung unter Gouverneur Gilbert Grandval die Gedenkstätte ein im Beisein vieler politischer Vertreter sowie ehemaliger Häftlinge des Lagers. Der Tag war nicht zufällig gewählt, wurde doch an diesem Datum die Waffenstillstandserklärung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem ersten Weltkrieg unterzeichnet. Im Namen aller Opfer sprach Jacques Dumoulin, ein französischer Widerstandskämpfer aus Bordeaux, von den menschenunwürdigen Zuständen und dem Leid, die er und seine Mithäftlinge im Lager erfahren hatten.

Als Symbol der dunklen Vergangenheit wurde die Gedenkstätte an diesem Tag offiziell in die Hände der Stadt Saarbrücken übergeben, die sich fortan um den Erhalt und die Erinnerungsarbeit kümmern sollte. Nach dem Referendum 1955 und dem Wiederanschluss an die BRD fielen die Geschichte des Lagers und die Gedenkstätte jedoch zunehmend der Verdrängung zum Opfer. In Zeiten des Wirtschaftsbooms und des stetig wachsenden Wohlstandes wollten die Bürger:innen der BRD nicht an ihre jüngste Vergangenheit erinnert werden. Erinnerungsarbeit fand so gut wie nicht statt. Erst in den 1990er Jahren mit der Gründung der Initiative "Neue Bremm" rückte das ehemalige Gestapo-Lager wieder mehr in den Blick der Öffentlichkeit. 2004 wurde die Gedenkstätte neu gestaltet und das "Hotel der Erinnerung" eingeweiht, das auch die Erinnerung an den Standort des ehemaligen Frauenlagers miteinbezieht. Das Porträt einer im Lager inhaftierten französischen Widerstandskämpferin steht stellvertretend an alle ehemaligen weiblichne Gefangenen der Neuen Bremm. Neben der französischsprachigen wurde erstmals auch eine Gedenktafel in deutscher Sprache angebracht.

Heute ist die Gedenkstätte mehr und mehr Teil des kollektiven Gedächtnisses der saarländischen Bevölkerung. Sie ist ein Ort für Andachten geworden, zudem werden Führungen und Workshops, insbesondere für Schulklassen, angeboten, um dem Vergessen entgegenzuwirken.

Weitere Infos: Gestapo-Lager Neue Bremm (gestapo-lager-neue-bremm.de)

Das Gestapo-Lager Neue Bremm bestand lediglich in den Jahren

1943-1944

Saar 100-2004: Lager Neue Bremm

Saar 100-2004: Lager Neue Bremm

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