Marliese

Leis

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© Zeitzeug:innen im Saarland

Marliese Leis erlebte als Kind die schweren Bombenangriffe auf ihre Heimatstadt Saarbrücken. Während des Wahlkampfs um das Saarstatut unterstützte ihre Familie das Lager der Ja-Sager für ein autonomes Saarland. Ihre Liebe, die, neben der Politik der Kunst und Kultur gilt, verfolgt sie bis heute.

1937 geboren und aufgewachsen in der Lessingstraße in Saarbrücken, kannte Marliese Leis in ihren ersten Lebensjahren nur die Zeiten des Krieges. Einen der heftigsten Bombenangriffe erlebte sie an ihrem siebten Geburtstag am 11. Mai 1944: Anstatt mit ihren Freundinnen einen ausgelassenen Tag mit Kuchenessen und spielen zu verbringen, musste sie mit ihrer Familie im Keller das Ende eines Fliegerangriffs ausharren. Glücklicherweise blieb die Gegend zwischen Mainzerstraße und Staden – im Gegensatz zu anderen Gebieten in der Innenstadt – weitgehend unversehrt, doch den Lärm der Detonationen und das Beben der Erde sowie die damit verbundene Angst hat sie nie vergessen können.

Wir kamen aus dem Keller und ich stand am Fenster zur Graf-Johann-Straße und ich weiß, dass ich gedacht habe "Ist das ein trauriges Leben, das ich habe, wenn ich (...) mit sieben Jahren keinen Geburtstag feiern kann, ohne dass hier die Bomben fliegen." Und es roch nach Schwefel und es war eine ganz fürchterliche Atmosphäre.

Marliese Leis über den Bombenangriff an ihrem Geburtstag

Der Krieg hatte auch weitere Einflüsse auf ihr Leben: Da viele Schulen in Saarbrücken zerstört waren, konnte sie nicht wie üblich mit sechs Jahren an ihrem Wohnort eingeschult werden, sondern musste zu ihrer Großmutter nach Rohrbach ziehen, um dort eingeschult werden zu können. Das bedeutete die kurzfristige Trennung von ihrer Familie, unter der sie sehr litt. 

In den 1950er Jahren besuchte sie schließlich ein Mädchenpensionat in Boppard, wo sie ihr Abitur machen wollte. So war sie auch 1955, zum Zeitpunkt der Abstimmung über das Saarstatut, nicht im Saarland. Über Erzählungen ihrer Familie, die als CVP-Mitglieder für das Statut waren, bekam sie aber mit, wie sich der Wahlkampf zwischen den beiden Lagern immer mehr zuspitzte.

Aufgrund harter wirtschaftlicher Zeiten für ihre Familie beendete sie die Schule frühzeitig, um im Unternehmen ihres Vaters zu helfen. Dieser besaß einen Fleisch-Großhandel, wo sie als kaufmännische Angestellte beschäftigt war. Als Marliese Leis Anfang 50 war, ging die Firma ihres Vaters an ihren jüngeren Bruder über und sie verließ das Unternehmen. Sie fing schließlich eine neue Stelle im Saarbrücker Minerva-Verlag an, wo sie der damaligen Geschäftsführerin Margarethe Thinnes assistierte.

Auch für Kunst und Kultur interessiert sich Marliese Leis sehr. So singt sie seit 70 Jahren im Kirchenchor. Ebenfalls ist sie bis heute Mitglied der CDU und war hier im Ortsverband Eschberg, wo sie heute ihren Wohnsitz hat, aktiv.

Als Deutsche habe ich mich immer gefühlt. (...) Wenn die von außerhalb kamen und haben gesagt "Ihr seid Saarfranzosen", da habe ich mich gewehrt. Wir konnten zwar Französisch, das haben wir in der Schule gelernt, aber ich war Deutsche und wollte das auch bleiben. Aber wir hatten eben diese wunderbare Vorstellung von einem Land das, damals eigentlich schon, europäisch geprägt war.

Marliese Leis über das Saarstatut
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Steckbrief

Geboren:

11. Mai 1937

Geburtsort:

Saarbrücken

Thema:

Gesellschaft, Politik

Funktion:

kaufmännische Angestellte

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