1979 - Tod Franz Josef Röders

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© Erich Isenhuth Landesarchiv des Saarlandes

Franz-Josef Röder stand mehr als 20 Jahre lang als Ministerpräsident an der Spitze des Saarlandes, ehe er einen Tag nach Ankündigung seines Rücktritts am 26. Juni 1979 verstarb.

By Zeitzeug:innen

Am Morgen des 26. Juni 1979, einen Tag nachdem Röder seinen Rücktritt für den Oktober angekündigt hatte, starb er infolge eines Herzinfarktes nur einen Monat vor seinem 70. Geburtstag. Erst zwei Monate zuvor hatte der in großen Teilen der Bevölkerung als saarländischer „Landesvater“ geehrte Röder sein zwanzigjähriges Amtsjubiläum gefeiert, nachdem er nach dem tragischen Tod Egon Reinerts am 23. April 1959 dessen Nachfolge angetreten hatte.

20 Jahre lang

war Franz-Josef Röder Ministerpräsident des Saarlandes

Die Anteilnahme ist groß, aus aller Welt erreichen Trauerbekundungen die Staatskanzlei und die hinterbliebene Ehefrau Magdalena Röder, die Franz-Josef Röder als für das Saarland, Deutschland und Europa verdienten Politiker und frankophilen Bildungsbürger auszeichnen. So äußerte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, dass Röder „wie kaum ein zweiter die Entwicklung des Saarlandes und der Bundesrepublik Deutschland mitgeprägt und das Saarland zur Brücke der Verständigung in Europa gemacht“ habe.

Am Freitag, den 29. Juni, wurde der Sarg dann in der Staatskanzlei unter polizeilicher Bewachung aufgebahrt, um der Bevölkerung zu ermöglichen sich von ihrem Ministerpräsidenten zu verabschieden. Am darauffolgenden Tag fand zu Ehren des Verstorbenen eine heilige Messe statt unter Beteiligung der Bischöfe von Trier und Speyer, die das Pontifikalrequiem (Anm. der Red.: Von einem Bischof gefeierte liturgische Form der Totenmesse,) feierten. Im Anschluss versammelten sich zahlreiche namhafte Personen aus Politik und Gesellschaft, darunter die Ministerpräsidenten aller Länder sowie der scheidende Bundespräsident Walter Scheel, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der damalige Bundesvorsitzende der CDU, Helmut Kohl, sowie der CDU-Fraktionsvorsitzende und Nachfolger Scheels im Amt des Bundespräsidenten, Karl Carstens, in der Saarbrücker Congresshalle. Die Beisetzung fand im Familienkreis auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof statt. Amtsnachfolger wurde Werner Zeyer, dem jedoch aufgrund seiner spröden Art die Popularität Röders fehlte.

Die Ära Röder war geprägt von vielen strukturellen Problemen, die sich erst nach dem Ende der Teilautonomie des Saarlandes und dem Wiederanschluss an die BRD abzeichneten. In den zwanzig Jahren seiner Amtszeit waren vor allem die Kohle- und die Stahlkrise prägend. 1974 setzte er eine umfassende Gebiets- und Verwaltungsreform in Kraft. Zudem spielte er eine wichtige Rolle in den Verhandlungen um die Ostverträge der Regierung Brandt.

Geboren am 22. Juli 1909 in Merzig studierte Röder in Freiburg und Innsbruck Romanistik und Geographie und promovierte anschließend in Münster. Nach seinem Staatsexamen 1933 trat er, zurück in seiner Heimat, in den höheren Schuldienst ein.

Sehr umstritten ist Röders politische Vergangenheit. Bereits 1933 trat er der nationalsozialistischen Partei bei, wobei er schon vor 1933 Kontakte zu nationalistischen Bewegungen hatte, so z.B. zu den Akteuren der Parteien, die sich als Deutsche Front im Abstimmungskampf für die Rückkehr der Saar zum deutschen Reich stark machten. Auch soll er Mitglied in der illegalen SA gewesen sein, wenn auch aus gesundheitlichen Gründen nur als Kurierfahrer.

Von 1937 bis 1945 arbeitete Röder im Auslandsschuldienst und wurde hierfür nach Den Haag versetzt, wo er die Position eines Zellenleiters ausübte und damit nicht nur einfaches Parteimitglied der NSDAP war, sondern zum politischen Korps der Partei gehörte, auch wenn er innerhalb der Parteihierarchie nur einen niederen Rang bekleidete. Er selbst ordnete seine Parteizugehörigkeit und seine parteiinternen Tätigkeiten in einem Begleitschreiben zu seiner Entnazifizierungsakte als eine „durch höhere Ziele berechtigte Tarnung“ ein. Er habe in Wahrheit die nationalsozialistische Ideologie aufs Schärfste bekämpft. Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident wurde seine politische Vergangenheit in keiner Weise erörtert oder bestenfalls beschönigt. Erst in den 2000er Jahren begann eine Diskussion um die „braune“ Vergangenheit des CDU-Politikers.

Mehr zur Debatte hier saarbrueckerhefte110roeder.pdf (boell-saar.de)

Video: SR Retro - Dr. Franz Josef Röder 5 Jahre Ministerpräsident

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