Herbert

Jacob

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Schülerinnen und Schüler des TWG Dillingen haben mit Herbert Jacob, dem ehemaligen Schulleiter ihres Gymnasiums, ein Zeitzeugengespräch geführt.

Herbert Jacob hat seine Berufung als Lehrer in den Naturwissenschaften, Schulleiter und Förderer von begabten Schüler:innen gefunden. In dem Zeitzeugengespräch erzählt er in vielen kleinen Episoden von seiner Karriere, den Erfolgen, aber auch den Widerständen.

By Zeitzeug:innen

Herbert Jacob wurde 1954 geboren. Seine erste Erfahrung mit der saarländischen Geschichte erlebte er mit 5 Jahren. Der Tag X am 6. Juli 1959 wurde auch für ihn ein einschneidendes Erlebnis. Anschaulich beschreibt er seine aus Holz gefertigte Spardose aus Frankreich, die wie ein Bienenstock aussah und mit "viel Geld, d.h. mit vielen Münzen" gefüllt war. Seine Oma hatte die Spardose geleert und das ganze Geld in Francs bei der Sparkasse umgetauscht. Der Wechselkurs war damals 1 DM für 117 Francs. Der Junge bekam für die handvoll gesparter Francs nur zwei Münzen. Die Enttäuschung für ihn war sehr groß. 

Den Schulalltag beschreibt Herbert Jacob beginnend mit seiner Einschulung nach Ostern 1961. Mit 45 Kindern war er in der ersten Klasse. Beim Übergang auf das Knabenrealgymnasium, dem Vorgänger des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Dillingen, waren 55 Schüler im Klassenverbund. Bis zur Oberstufe im Jahr 1970 blieben die Klassen, meist über 50 Jungen, getrennt von den Mädchen. In der "neuen" Oberstufe ab 1973 wurden die Schuljahre in Trimester statt Semester unterteilt. Studienkurse zu Schwerpunktthemen, ähnlich den heutigen Leistungskursen, wurden eingeführt. Herbert Jakob wählte Chemie und Physik als Studienkurse. Nach dem 8. Trimester im Februar 1973 schrieb er seine Abiturprüfungen.

Zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits klar, dass er einmal Chemie und Physik studieren wollte, aber vorher war noch die Bundeswehr angesagt. Den Wehrdienst trat er aufgrund des Abiturs im Februar verfrüht im April 1973 gleichzeitig mit einigen seiner Freunde an. Im Fernmeldebataillon in Gerolstein war er für 15 Monate als Fernmelder stationiert. Stolz erzählt Herr Jakob vom Maschinenschreiben mit 10 Fingern, welches er zu dieser Zeit in der "elitären" Einheit lernte. Der zur damaligen Zeit tobende Kalte Krieg zwischen der Sowjetunion und der USA ging auch nicht spurlos an ihm vorüber. Bei NATO-Übungen in einem Bunker bei Daun machte er Erfahrungen mit dem Fernschreibsystem der Firma Siemens. Über dieses Lochstreifensystem wurden verschlüsselt Daten, zum Beispiel von Bunker zu Bunker, übermittelt.

"Es waren 15 Monate, die haben 2 Semester gekostet, aber haben schon etwas an Lebenserfahrung gebracht."

Herbert Jakob über seine Zeit bei der Bundeswehr

Warum Jacob Lehrer werden wollte und wie er Lehrer in seiner Schulzeit erlebt hat, schildert er in vielen kleinen Episoden. Er bedauert heute die Sprachen, speziell Französisch aufgrund der Nähe des Saarlandes zu Frankreich, vernachlässigt zu haben. Seine Berufung hat er in den Naturwissenschaften und seiner Tätigkeit als Lehrer gefunden. Nach dem Studium auf Lehramt war er 20 Jahre lang als Lehrer für Physik und Chemie tätig.

Sein Steckenpferd war die Begabtenförderung: Immer wenn Schüler:innen besonders motiviert waren, hat er diese unterstützt. Neben der Gründung eines Jungforscherclubs hat sich Herr Jacob auch in den Sommerferien an der deutschen Schulakademie (seit 1988) als Kursleiter und dann auch als Akademieleiter bundesweit einen Namen gemacht. Im Saarland war zu dieser Zeit das Thema Begabtenförderung aus seiner Sicht nicht gewollt. Auch in seinem Kollegenkreis hätte er keine Befürworter gefunden.

Ausschlaggebend für seine Bewerbung als Schulleiter im Jahr 2000 am TWG Dillingen war die Ausschreibung der Stelle, die in einem Nebensatz die Aufgabe enthielt "Maßnahmen zur Förderung besonders begabter, motivierter Schülerinnen und Schüler zu konzipieren". Es war genau das, was Herr Jacob immer wollte.
Da er der einzige Bewerber war, der nachweisbare Erfahrungen in der Begabtenförderung hatte, wurde er zum Schulleiter ernannt.

Er gründete die Beratungsstelle (Hoch)-Begabung Saarland für besonders motivierte und leistungsstarke Schüler:innen. Hier wird nicht nur den Eltern beratend zur Seite gestanden, sondern es werden gezielt Angebote unterbreitet, um über den normalen Schulbetrieb hinweg zu fördern. Dazu gehört auch die entsprechende Qualifikation der Lehrkräfte und der Erzieher:innen bereits in den Kitas.

Durch Herbert Jacobs Engagement wurde das TWG Dillingen im Jahr 2004 Siemens-Partnerschule. Viele Absolvent:innen des TWG haben in der Folge bei Siemens einen Job gefunden und auch teilweise Karriere gemacht.

Außerhalb seines Berufslebens war Herr Jacob gesellschaftlich sehr engagiert. Bereits im Jugendalter half er seinem Vater bei handwerklichen Tätigkeiten in Kindergarten und Kirche. Als Jugendlicher trat er in die Junge Union ein und war Vorsitzender auf Gemeindeebene. Mit 24 Jahren, 1979, erkämpfte er sich einen Platz im Gemeinderat und hatte ihn bis 2004 inne. Seit seinem Renteneintritt ist Herbert Jacob Vorsitzender im Musikverein und im Verwaltungsrat seiner Heimatstadt.

Lebensstationen

Kindheit und Schulzeit

1954 Geburt von Herbert Jakob

1961 -1965 Grundschule

1965-1973: Besuch des Knabenrealgymnasiums in Dillingen

 

Ausbildung und berufliche Laufbahn

1973/1974: Wehrdienst Fernmeldebatallion Gerolstein

Studium Physik und Chemie auf Lehramt

1980 bis 2000: Fachlehrer für Physik und Chemie am Gymnasium

2000-2020: Schulleiter TWG Dillingen

 

Soziales und politisches Engagement

Mitglied und Vorsitzender der Jungen Union 

1979-2004: Gemeinderat 

Ortsvorsteher Dillingen

Vorsitzender Musikverein

Kursleiter und Akademieleiter an der deutschen Studienakademie

 

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Steckbrief

Geboren:

1954

Geburtsort:

Hemmersdorf/Rehlingen-Siersburg

Thema:

Gesellschaft

Funktion:

Schulleiter i.R.

Mediathek

Hinter den Kulissen beim Zeitzeugen-Gespräch
Hinter den Kulissen beim Zeitzeugen-Gespräch