1948 - Eine Universität für das Saarland

Ferdinand Hartung
© Ferdinand Hartung Landesarchiv des Saarlandes

Die Universität des Saarlandes wurde Ende der 1940er Jahre als erste und einzige universitäre Institution auf saarländischem Boden neu gegründet. Anfangs nur provisorisch und ohne viele Mittel entwickelte sie sich in den 1950er Jahren mit dem Europa-Institut zu einer europäisch ausgerichteten Universität, deren Rang sie bis heute nicht verloren hat.

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Im Januar 1946 entsteht zunächst ein Fortbildungsangebot für saarländische Medizinstudenten, aus dem sich 1947 ein eigenes Institut, das Institut d’études supérieures de Hombourg, als Zweigstelle der Universität Nancy unter französischem Protektorat herausbildet.

Aus dieser Institution heraus entwickelte sich der Plan zum Aufbau einer Volluniversität, die der saarländisch-französischen Beziehungen von Nutzen sein sollte. Entstehen sollte eine Campus-basierte Universität auf dem Gelände der ehemaligen Below-Kaserne in Saarbrücken. Das Studienangebot wurde im ersten Semester 1948/1949 von der philosophischen und der juristischen Fakultät angeboten, 1950 folgte auf Basis des medizinischen Instituts die Einrichtung einer eigenen Fakultät. 

Das Gelände der ehemaligen Kaserne wurde in den 1950er und 1960er Jahren suksessive ausgebaut, um den nötigen Raum für Lehrpersonal, Fakultäten und Studierende bereitzustellen, und mit den noch heute bestehenden prägnanten Gebäuden von Mensa und Bibliothek mit Magazinturm (SULB) von renommierten Architekten versehen.

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Bibliothek mit Magazinturm

Der Fokus der von nun an als hauptsächlich europäisch ausgerichteten Universität lag auf der Zweisprachigkeit: Insbesondere in den Sprachen Deutsch und Französisch wurde gelehrt, weshalb viele französisch-stämmige Dozierende an die Universität kamen. Zur europäischen Ausrichtung trug das eigens eingerichtete Europa-Institut, welches in der Amtszeit des zweiten Rektors und Germanisten Joseph-Francois Angelloz ins Leben gerufen wurde, bei, welches heute noch besteht.

Doch die ersten Jahre der neuen Universität waren schwer und von Unzufriedenheit, vor allem seitens der Studierenden, geprägt: Der erste Studentenstreik im Mai 1948 wies auf die Mißstände sowie schlechte Ausstattung der Fakultäten und die miserablen Wohnbedingungen hin. Die kaum mit Organisationsstruktur und Ausstattung behaftete "Keimzelle europäischen Denkens" erfuhr durch die Amtszeit des zweiten Rektors Angelloz einen Aufschwung und erhöhte sich von anfangs 600 Studierenden ab dem Jahr 1950 auf 1000 Studentinnen und Studenten.

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Streiks der Studentenschaft

Der einstige Wunsch eine bis dato selbsternannte "Europa-Universität" mit internationalem Rang aufzubauen wurde durch den Ausgang des Saarreferendums zu nichte gemacht. Der Vorläufer der heutigen EU wollte der saarländischen Universität damals keinen Sonderrang geben, da alle Universitäten europäisch seien.

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